Friesentour – ein Kurztrip
Mit Vorfreude und einer Prise Abenteuerlust im Herzen begeben wir uns erneut auf eine Reise in das bezaubernde Ostfriesland. Unsere Ziele in dieser malerischen Region sind die Regionen Moormerland, Krummhörn und das Rheiderland. Unsere bevorzugte Anlaufstelle, das Gasthuus Ulenhoff, erwartet uns schon. Hier erleben wir wieder unvergessliche Abende im malerischen Biergarten oder im gemütlichen Restaurant.
Die Morgenstunden begrüßen uns stets mit einem perfekten Frühstück, und das alles zu einem bemerkenswerten Preis-Leistungsverhältnis. Bevor wir einquartieren, beginnt unsere Friesentour aber in Ditzum am Dollart, einem zauberhaften Ort mit einem malerischen kleinen Hafen. Der Anblick der Fischerboote im Hafen versetzt uns sofort in maritime Stimmung. Am Parkplatz treffen wir meinen Bruder und seine Frau, was die Freude über diesen Tag noch steigert. Dann ist da auch noch die Sonne! Als ob Engel persönlich auf unserer Seite wären, begleitet sie uns während des gesamten Aufenthalts. Erst auf der Rückfahrt nach Essen wird uns ein kurzer Regenschauer begleiten – ein kleiner Wermutstropfen in einem ansonsten sonnendurchfluteten Erlebnis.
Unser kulinarisches Erlebnis führt uns in das Fischrestaurant „Altes Fährhaus“ in der Kirchstraße, wo uns die herzliche Gastgeberin Frau Robbe mit offenen Armen empfängt. Ihre Gastfreundschaft spiegelt sich in den köstlichen Gerichten wieder, die sie uns serviert. Bevor wir zurück zum Hotel aufbrechen, verabreden wir uns für den folgenden Nachmittag zu einem Grillfest bei meinem Bruder. Doch das wird noch zu einem unerwarteten Ereignis führen.
Am nächsten Morgen, nach einem wiederum exzellenten Frühstücksbuffet, führt uns unsere Friesentour nach Emden. Unser erster Besuch vor einigen Monaten endete im Regen und das Ottohuus war damals geschlossen. Doch heute sind uns die Wettergötter hold. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Parkplatzsuche erkunden wir den imposanten Hafen und entscheiden uns spontan für eine Hafenrundfahrt. Die Dimensionen des Emdener Hafens überraschen uns während der zweieinhalbstündigen Rundfahrt. Sehnsüchtig verfolgen wir den Katamaran der gerade den Außenhafen verlässt, weil wir wissen das er nach Borkum fährt. Dann begegnen wir auch noch der Fähre „Ostfriesland“, die uns in vier Wochen auf unsere Lieblingsinsel bringen wird.
Neben den vielen Schiffen erregt eine Bake an Land die Aufmerksamkeit der Rundfahrtteilnehmer. Es handelt sich um eine Gedenkbake für Verstorbene, die durch Seebestattung beigesetzt wurden. An den „Armen“ der Bake können Angehörige Namensschilder anbringen lassen. Auf der „Middelmantje“, so heisst die schmale Bucht die an der Stelle mit Bänken zum Verweilen und Gedenken ausgerüstet ist, haben sie so die Möglichkeit sich an die Verstorbenen zu erinnern. Jeden Sonntag gibt es von den Organisatoren der Bake eine Schiffsfahrt für die Angehörigen der Verstorbenen auf die Nordsee.
Die Rundfahrt führt unter Hebebrücken hindurch und durch eine Schleuse. Cargoschiffe für den Autotransprt und Schwerlasten, mit imposanten Größen liegen im Hafen. Seit Kurzem auch die Fregatte „Schleswig Holstein“ der Marine und in den Hafenanlagen lagern die Bauteile für die Offshore – Windräder.
Nachdem wir im Binnenhafen wieder an Land gehen, besuchen wir das Ottohuus, wo viele Erinnerungen an die Gecks von Otto Waalkes in Erinnerungen gerufen werden. Wir können uns an so vieles erinnern und als Andenken kauft Ruth eine „Ottotasse“ mit den berühmten „Ottifanten“.
Wie verabredet fahren wir anschließend zu meinem Bruder. Sein Schäferhund Basco begrüßt uns mit begeistertem freudigem Gebell. Trotz seiner Stürmigkeit ist er ein lieber Hund, der sich besonders über das Grillfest zu freuen scheint. Doch die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung als Rainer feststellen muss, dass das Fleisch, auf dem in der Küche gelagerten Teller, verschwunden ist.
Basco hatte sich sein eigenes Festmahl gegönnt und die leere Verpackung liegt auf der Wiese vor der Tür. Weil das Herrchen nun natürlich heftig mit ihm schimpft, sucht der Schäferhund Trost an meinen Beinen, wohl im Bewußtsein, einen Fehler begangen zun haben. Hätte ich einen Schritt zur Seite getan, wäre er wohl umgekippt. Ein unterhaltsamer Vorfall, der diesen Tag noch unvergesslicher macht. Ach ja, es waren noch einige Stücke Fleisch übrig, die bereits am Grill lagen und auch das war genug für alle.
Am Abend kehren wir zurück ins Gasthuus Ulenhoff und stoßen mit ein paar Gläsern Bitburger an. Ein perfekter Abschluss für einen geselligen Tag.
Am Samstag führt uns unsere Friesentour nach Weener, der einzigen Stadt im historischen Rheiderland. Die Stadt zeigt sich an diesem Tag recht ruhig, da die Vorbereitungen für ein Weinfest am Hafen in vollem Gange sind, das erst um 17:00 Uhr beginnen wird.
Als meine Frau dringend eine Toilette benötigt, gestaltet sich die Suche nach einer öffentlichen Einrichtung schwierig. Die einzige ausgeschilderte Toilette ist geschlossen. Doch sie findet Hilfe in einem Antiquitätengeschäft, wo ihr großzügigerweise Zugang zur Toilette gewährt wird, obwohl der Laden an diesem Tag seinen letzten Tag hat. Die Besitzerin erzählt mit starkem holländischem Akzent von ihren Plänen, mit ihrem Partner die Welt in einem Wohnmobil zu erkunden, nachdem sie mit 65 Jahren das Geschäftsleben hinter sich lässt. Der holländische Einfluss ist in Weener spürbar, da 4,4 Prozent der Einwohner Niederländer sind.
Im Ort besichtige ich ein historisches Juwel, die Georgskirche mit der Schnitger-Orgel von 1710. Im 13.Jahrhundert wurde die romanisch gotische Kreuzkirche als Ersatz für die um 900 erbaute Holzkirche, die Johanneskirche, erbaut. Besonders Interessant für uns als Essener ist es, dass die Johanneskirche von Mönchen des Klosters Werden (heute eine Stadtteil von Essen) erbaut wurde. Die Altstadt von Weener bezaubert uns mit ihren prächtigen alten Häusern, und die großzügige Marina erweist sich als lebendiger Mittelpunkt des Stadtlebens.
Nachdem wir feststellen müssen, dass keine Restaurants oder Imbissstände geöffnet haben, entscheiden wir uns noch einmal nach Ditzum zu fahren, da wir ja bereits im Rheiderland sind. In Opa Krino’s Bäckercafe verwöhnen wir uns mit leckeren Stücken Pflaumenkuchen, Erdbeerkuchen und einem Bienenstich, begleitet von einer Tasse duftendem Kaffee. Mit diesen süßen Köstlichkeiten gestärkt machen wir noch einen Rindgang durch den Fischereihafen und lassen den Tag am Abend am Hotel ausklingen.
Am nächsten Morgen verlassen wir schweren Herzens das bezaubernde Ostfriesland, beenden unsere kurze Friesentour und machen uns auf den Heimweg über Papenburg. Kaum haben wir das flache Land hinter uns gelassen, werden wir von einem kurzen, erfrischenden Regenschauer überrascht, der unsere Reise perfekt abrundet.