Gänse – im Monat November sind sie in aller Munde. Bei so manchem Mitmenschen ist da durchaus auch wörtlich zu nehmen, denn ihr Fleisch ist sehr delikat und nährstoffreich.
Warum gerade im November? Da sind sich die Gelehrten nicht ganz einig, aber die wahrscheinlichste Variante ist die folgende. Vor langer Zeit mussten die Bauern immer am 11. November eines Jahres ihre Steuern bezahlen und erhielten dann auch ihren Lohn vom Lehnsherren. Viele Bauern hatten damals Gänse und sehr viele zahlten ihre Steuern in Form von Gänsen. Als Abschluss dieser Handlungen wurde dann zur Feier des Tages eine Gans geschlachtet.
Die zweite Variante ist die, dass St. Martin, nachdem die Mantelteilung bekannt wurde, zum Bischof ernannt werden sollte. Weil er aber sehr schüchtern war und den Rummel nicht haben wollte, versteckte er sich in einem Gänsestall. Nun schnatterten die Gänse so laut, dass der Bauer auf Martin aufmerksam wurde und so konnte er doch noch zum Bischof werden.
Jedenfalls sind Gänse, neben Hunden, die ältesten Haustiere der Menschen und der Spruch „du dumme Gans“, stimmt absolut nicht. Gänse sind nämlich sehr intelligent und sozial.
Graugans – der Urahn der Hausgänse
Unsere weiße Hausgans ging aus der Graugans hervor. Die Unterfamilie der Gänse, mit dem wissenschaftlichen Namen Anserinae gehören zur Klasse der Vögel und zur Familie der Entenvögel, aus dem Stamm der Wirbeltiere.
Hausgänse haben mittlerweile das Fliegen nahezu verlernt. Graugänse sind dagegen gute Flieger, Schwimmer und Läufer. Graugänse leben in großen Gemeinschaften in denen sie ein ausgeprägtes soziales Verhalten zeigen. Ihr Lebensraum sind Seen, Flüsse, Sümpfe mit angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Äckern und Wiesen.
Ihr Nest, in dem die Eier ausgebrütet werden, bauen sie gut getarnt und mit Daunen gefüttert am Boden. Die Gössel, wie die kleinen Entchen bezeichnet werden, brütet die Gans, weiblich, aus. Der Ganter, männlich, bewacht und verteidigt den Nachwuchs radikal. Die Gössel verlassen gleich nach der Geburt das Nest.
Das erste Lebewesen, das die Kleinen nach dem Schlüpfen erkennen, ist für sie ein Elternteil. Deshalb kann es geschehen, dass sie auch einen Menschen als Mutter oder Vater erkennen und auf Schritt und Tritt folgen.
Gänse sind treu
Die Vögel binden sich bereits in sehr jungen Jahren und bleiben ihrem Partner bis zum Tode treu. Das gilt auch für gleichgeschlechtliche Partner, denn bei Gänsen gibt es durchaus auch die Homo-Ehe.
Auf ihren Zügen in die Winterquartiere kann man ihre Formationen am Himmel gut verfolgen, denn ihr Geschnatter während des Fluges ist nicht zu überhören. Die V-Form im Flug ermöglicht es den nachfolgenden Gänsen im Windschatten der vorderen zu fliegen und so Kräfte zu sparen. Deshalb wechseln sie sich in der Führung auch regelmäßig ab. Sollte ein Tier während der Reise erkranken, bringen zwei „Begleitgänse“ das erkrankte Tier zum Boden und sie bleiben zusammen, bis die erkrankte Gans genesen ist, oder stirbt. Erst dann setzen sie ihren Flug fort.
Gänse – warum sie so laut schnattern
Gänsefreunde haben herausgefunden, warum die Vögel während des Fluges so lau schnattern. Man konnte etwa ein Dutzend Laute differenzieren. So teilen sie ihren Angehörigen mit, dass es ihnen gut geht, oder die Jungvögel nicht mithalten können. Die führende Gans ruft energisch wenn sie in der Führungsrolle abgelöst werden will. Andere Rufe deuten an, dass man eine Pause einlegen soll, oder der Hunger zu stark wird.
In den Herbstmonaten rasten tausende Gänse aus dem Norden am Niederrhein, verbleiben dort oder fliegen später weiter in den Süden. Ziele sind Südeuropa und Afrika.