Büsum – im Oktober 2019

Büsum ist nach den Touristenzahlen der drittgrößte Fremdenverkehrsort an der Schleswig – Holsteinischen Nordseeküste. Westerland und St. Peter Ording sind auf den ersten beiden Plätzen.

Leider wird das auch in der überfüllten Fußgängerzone sichtbar. Das mag gut sein für die Geschäfte der Einheimischen, ist aber nicht mein Ding. Es gibt unzählige Geschäfte, Restaurants und Lokale. Am Hafen ist fast immer irgendein Event und das Anfang Oktober, eigentlich ja schon Nebensaison. Da ist es um diese Zeit etwas außerhalb, an der Familienlagune bedeutend ruhiger. In den warmen Sommermonaten wird allerdings auch dort wohl reichlich Trubel sein. Abseits der Fußgängerzonen ist es da schon etwas beschaulicher und jenseits der Ortsgrenze wird es auch ruhiger und man kann die Natur genießen.

Büsum

Wenn sich das jetzt nicht so euphorisch lesen läßt, möchte ich noch einmal erklären das sich ein Urlaub in Büsum auf jeden Fall lohnt. Ich würde auch noch einmal hinfahren, aber eventuell nicht in einer Zeit in der in den Bundesländern Ferien sind. Jetzt hatten gerade die Herbstferien begonnen.

Auf unserer ersten Wanderung gingen wir am Deich entlang, vorbei an der Familienlagune, wo sich dieses unsägliche Hochhaus befindet, das nach meiner Meinung so gar nicht in die Landschaft passt. In der Wiese auf dem Deich wuseln einige Stieglitze hin- und her. Sie sind so schnell und unruhig, sodass kaum ein vernünftiges Bild zustande kommt.

Bevor wir den kleinen Ort Westerdeichstrich erreichen führt der Weg vom Deich hinunter auf einen Fuß- und Radweg. Hier pfeift der Wind nicht ganz so stark und wir beobachten auf dem Feld die Schar ruhender Weißwangengänse, die wegen ihres weißen Gesichts mit der dunklen Begrenzung auch Nonnengänse genannt werden. Einige Graugänse und Kiebitze befinden sich in ihrer Gesellschaft.

Auf dem Weg zum Deichmuseum entdecken wir einen einzelnen Steinschmätzer, der auf dem trockenen Grund eines betonierten Bachlaufes nach Nahrung sucht. Am grasigen Hang wird er fündig und er lässt sich durch uns auch nicht aus der Ruhe bringen.

Büsum – Starenschwärme am Deichmuseum

Am Deichmuseum findet man Informationstafeln, die über die Entstehung eines Deiches und über die verschiedenen Deichprofile Auskunft geben. Auf drei Deichnachbauten kann man im Normalfall umherlaufen und auf einer der Picknickbänke einen Pausenimbiss genießen. Heute ist das nicht möglich. Die Deiche werden von tausenden Staren in Anspruch genommen. Immer wieder fliegen sie im Schwarm von den Deichen auf und wie eine riesige dunkle Wolke umschwärmen sie das Gebiet, um wenig später umzukehren und im Gras nach Futter suchend zu pausieren. Es sieht so aus als würden sie für den gemeinsamen Flug in den Süden üben. Ich stehe nur wenige Meter vom Schwarm entfernt und fast könnte man in die „Wolke“ hineingreifen. Ein fantastisches Spektakel, dem wir uns längere Zeit hingeben.

Büsum

Eidersperrwerk

Der nächste Ausflug führt uns zum Eidersperrwerk. Am Sperrwerk und dem angrenzenden Naturschutzgebiet Katinger Watt soll man gut Limikolen fotografieren können. Der Parkplatz befindet sich unmittelbar am Sperrwerk. Ein monumentales Bauwerk. Baumaßnahmen versperren uns aber die Durchfahrt hinüber auf die Nordseite zum Katinger Watt.

Wir waren an einem anderen Tag dann über einen Umweg noch einmal am Katinger Watt, aber das Wetter war zu schlecht für die Limikolen und so blieb uns nur eine Aufnahme von einer Erdkröte, die wir gerade noch rechtzeitig sahen um zu bremsen.

Das Eidersperrwerk ist ein Teil einer über 300 Kilometer durchgehenden Festlanddeichlinie. Fünf jeweils 40 Meter breite Sielöffnungen wurden von 1967 bis 1973 erbaut. Sie gewähren den Sturmflutenschutz und regulieren die Vorflut der Eider für die Schifffahrt. Das Werk ist eines der größten Küstenschutzprojekte Europas. Zur Zeit werden die Deiche den neuen Gegebenheiten und der Zukunft durch Deichverstärkungen angepasst. Offenbar denkt man hier bereits an den Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel mit zu erwartenden höheren Sturmfluten.

Am Südufer der Eider können wir dann aber doch noch Brandgänse, Enten und einige Rotschenkel beobachten. Die Aufnahmen werden durch starkes Gegenlicht und dem glitzernden Wasserspiegel erschwert, aber man kann doch die roten Beine des Rotschenkels erkennen.

Die Fahrt führt uns etwas weiter ins Landesinnere. Entlang der Eider erreichen wir das kleine Amsterdam von Schleswig – Holstein. Wir sind in

Friedrichstadt – Grachtenfahrten….

inmitten von Schleswig Holstein sind hier möglich . Eider und Treene umschließen die Stadt und Grachten durchziehen den Ort mit seinen wunderschönen alten, malerischen Bauten. Am Markt könnte man fast glauben man befinde sich in Wismar. Neun weiße Kaufmannshäuser begrenzen den Markt, in dessen Mitte sich ein Brunnen befindet.

Büsum - Friedrichstadt

ein Pelikan im Kronenloch

Kommen wir nun zu einem Höhepunkt unserer Fahrt nach Büsum. Unser Ziel ist das Kronenloch. Auch ein Gebiet von dem ich gelesen habe als ich nach norddeutschen Vogelbeobachtungsgebieten suchte. Wir parken unmittelbar am „Wattwurm“ , so nennt man hier das Haus des NABU. Gegenüber befindet sich eine Beobachtungshütte mit Blick auf das Flachgewässer. Außer einigen Reihereneten und Stockenten gibt es momentan aber nichts zu beobachten.

Wir gehen also weiter, der Straße entlang, in Richtung Deich. Fast gleichzeitig bemerken wir einen großen weißen Vogel der sich im Flug auf uns zubewegt. Ein Storch oder Schwan kann es nicht sein, auch Reiher scheidet aus und als er immer näher kommt, erkennen wir den Pelikan. Fast zum Greifen nah fliegt er an uns vorbei um dann hinter dem „Wattwurm“ zu verschwinden. Wir sind beide „Baff“ – ein Pelikan in Deutschland, davon habe ich bisher noch nicht gehört. Später stellt sich heraus, dass es sich um einen Rosapelikan handelt. Bereits 2013 hat sich schon einmal ein Pelikan nach SH verirrt und 2014 wurde ein völlig erschöpfter Pelikan gefunden.

Büsum - Pelikan

Am Deich treffen wir auf eine Dame die mit ihrem Sohn extra aus Glücksburg zum Kronenloch gekommen ist um den Pelikan beobachten zu können. Es hat wohl bereits in der Zeitung gestanden, dass sich hier ein Rosapelikan aufhält. Wir hatten allerdings davon nichts gelesen.

Büsum – Meldorf und der Speicherkoog

Bei unserem Aufenthalt am Kronenloch erfuhren wir von Meldorf . Ehemals an der Küste gelegen, liegt Meldorf nun durch Landgewinnung zehn Kilometer im Landesinneren. In einem Bericht über Meldorf konnte ich nachlesen das einige Bürger dem Gemeinderat vorwerfen zuwenig für den Tourismus zu tun, weshalb Meldorf hinter Orten wie Büsum hinterherhinke. Ich bin jedenfalls einer Meinung mit meinen Mitreisenden das das sehr gut ist. So haben wir die Möglichkeit einen wunderschönen Ort in aller Ruhe begehen zu können. Alte, schön restaurierte Gebäude, Hinterhöfe, schmucke Läden und ein schöner Marktplatz mit einer großen, einmaligen evangelischen Kirche, der Kirche „St.Johannes.“

Wer diese Kirche besucht, kann kaum glauben das es sich um eine normale evangelische Kirche und nicht um einen Dom, einen Bischofssitz handelt. Bei Eintritt wird man in der Sakristei von der heiligen Gertrud, die auch Schutzpatronin der Reisenden ist, begrüßt.

Nach einem Brand im Jahr 1866 erhielt der „Dom der Dithmarschen“, wie ihn die Einheimischen nennen, seine heutige Form. Erbaut wurde er zwischen 1250 und 1300 als dreischiffige Basilika mit einem dreijochigen Querhaus und angeschlossenem Chor.

Einen Besuch in Meldorf sollte man auf jeden Fall einplanen, wenn man sich im Dithmarschen aufhält.

Büsum-Speicherkoog und der Hausburger

Ein weiteres Vogelbeobachtungsgebiet ist der Speicherkoog. Der nördliche Teil des Speicherkoog ist das Wöhrdener Loch. Das Kronenloch haben wir ja bereits an einem anderen Tag besucht. Man kann langsam mit dem Auto am Deich entlang fahren und den PKW als „Beobachtungshütte“ oder Tarnung nutzen. Außer uns befindet sich nur ein anderes Fahrzeug auf der Straße, dessen Fahrer aber wohl gleich gelagerte Interessen hat. So kommen wir uns nicht in den Weg. Über uns fliegt ein Schwarm Eiderenten. Im Flug sehen sie etwas utopisch aus. Als hätten die Vögel Sporthelme auf.

Auf dem seichten Gewässer schwimmen Pfeifenten, Löffelenten und Brandgänse. Einige Teichhühner sind zu sehen und natürlich Stockenten. Ein weiterer Trupp Weißwangengänse überfliegt uns. Es ist ein Genuss den versschiedenen Arten zusehen zu können. Das Wetter spielt heute aber nicht ganz mit. Dunkle Wolken türmen sich auf und der heute auch heftige Wind macht das Fotografieren nicht einfacher. Wir parken am „Strand Pavillon“in Warwerorth. Bekannt ist hier der Hausburger, hausgemachte Frikadelle mit Zwiebeln im Burger – wirklich empfehlenswert.

Den Abend vor unserer Abreise aus Büsum verbringen wir in „Höner`s KöPi“ einer zünftigen Kneipe-Cocktailbar in Büsum mit einem ganz tollen Service Personal, dafür gibt es fünf Sterne von uns.

Es war eine kurzweilige Woche in Büsum und wir haben noch lange nicht alles gesehen.

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