Haussperling oder Spatz, jeder kennt ihn. Kein anderer Vogel ist dem Menschen so nah, wie der Haussperling. „Du kleiner Spatz“, sagt die Mutter zum Kind, „du hast ja ein Spatzenhirn“, schimpft der Lehrer, „du ißt, wie ein Spatz“, alles Hinweise, wie eng das Verhältnis zu dem kleinen Vogel geworden ist. Im Vergleich wird er herangezogen, wenn man erklären will, wie groß ein anderer Vogel ist, den man gesehen hat.
Der Haussperling, oder in der Fachsprache Passer domesticus, war so zahlreich überall verbreitet, dass jeder ihn kennt. Heute ist das leider nicht mehr ganz so, weil der Bestand leicht rückläufig ist. Neubauten, oder fachmännische Wärmeisolationen lassen keine Lücken mehr im Gemäuer der Gebäude. Die Nistmöglichkeiten an Häusern sind bedeutend weniger geworden. Hecken und Büsche werden regelmäßig vom Gartenbaubetrieb geschnitten und in Form gebracht.
So hat der Sperling es sich überlegt und in einigen Bereichen seine Tasche gepackt, um in bewohnbarere Gebiete umzuziehen. Dennoch hüpft er in den Sommermonaten noch immer gerne auf die Tische der Restaurantgäste um ein paar Stückchen vom Kuchen abzubekommen.
Eigentlich ist er ja ein Körner- und Samenfresser. Die Jungvögel, 4 – 6 an der Zahl, erhalten aber zunächst Raupen und anderes Kleingetier um Kraft zu schöpfen. In Eheangelegenheiten kann der Haussperling dem Menschen ein Vorbild sein. Er bleibt in den drei Jahren seiner Lebenserwartung dem Partner treu.
Der männliche Haussperling unterscheidet sich vom Weibchen durch einen braun gesäumten Scheitel und einem hellen Wangenfleck. Der schwarze „Latz“ läßt einen glauben machen, er wolle jeden Moment zu Tisch bitten. Seine Angetraute bleibt einem schlichten, unscheinbaren, braungrauen Outfit treu.
Haussperling – Feldsperling – Unterscheidung
Beim Verwandten, dem Feldsperling, sind Männchen und Weibchen kaum zu unterscheiden. Er ist auch bedeutend scheuer und nicht so an den Menschen angepasst. Der Feldsperling liebt die dörflichen Landschaften.
Im Unterschied zum Haussperling, hat der Feldsperling in dem weißen Wangenfleck noch einen deutlichen schwarzen Fleck. Von der Ferne könnte man meinen, er hätte einen Kopfhörer auf. Der Feldsperling lebt in Hecken und Büschen am Ortsrand und Feldrain.
Wenn wir früher verdreckt vom Spielen nach Hause kamen, lächelte Mutter oft und tadelte: „ihr seht aus wie die Dreckspatzen“. Dieser Ausspruch leitet sich vom Sand- oder Staubbad ab. Eine Eigenart, die der Sperling gerne und häufig nutzt und man kann ihn dann, meist in kleinen Gruppen, gut dabei beobachten.
Mit dem Bad befreit sich der Vogel von Parasiten. Anschließend hockt er, mit in den Nacken gestreckten Kopf und ausgebreiteten Flügen, im Gras und lässt sich von der Sonne bescheinen. Das gibt den Parasiten dann den Rest.
Wer dem Sperling etwas Gutes tun will legt in seinem Garten eine kleine Senke von etwa 30 cm Tiefe an und füllt ihn mit Quarzsand. Schon bald werden sich einige Spatzen darin einfinden. Das Sand- oder Staubbad ist auch bei Greifvögeln, wie dem Turmfalken, beliebt. Nistkastenhilfen für den Sperling kann man im Handel erwerben, oder auch eine Bauanleitung beim NABU im PDF Format herunterladen.
Wer eventuell einen heruntergeschnittenen Baum im Garten hat und diesen mit Efeu bewachsen lässt, schafft so einen natürlichen Platz für den Haussperling.
Haussperling – das Gedicht
Dem Nistplatz des Sperlings hat sich auch Wilhelm Busch in einem Gedicht gewidmet :
es grünte allenthalben
Der Frühling wurde wach,
bald flogen auch die Schwalben
hell zwitschernd um das Dach.
Sie sangen unermüdlich
und bauten außerdem
am Giebel rund und niedlich
ihr Nest aus feuchtem Lehm.
Und als sie eine Woche
sich redlich abgequält,
hat nur am Eingangsloche
ein Stückchen noch gefehlt.
Da nahm der Spatz, der Schlingel,
die Wohnung in Besitz.
Jetzt hängt ein Strohgeklüngel
hervor aus ihrem Schlitz
Nicht schön, ist dies Gebaren
und wenig ehrenwert,
von einem der seit Jahren,
mit Menschen viel verkehrt.
Wilhelm Busch
Der Name des Sperling begründet sich aus dem althochdeutschen Wort „spar“, was soviel bedeutet wie „zappeln“. Ein Hinweis auf die hüpfenden Bewegungen des Haussperling, bei der Futtersuche am Boden.
Was der kleine Vogel den Menschen wert sein sollte, zeigt sich an einem Ereignis in den Zeiten Mao Zedongs in China. Weil man glaubte der Vogel würde der Ernte schaden, weil er die Körner wegpickte, wurde der Sperling in einer großen Aktion ausgerottet. Die Folge war eine Hungersnot die 30 Millionen Menschen betraf.
Ich denke den richtigen Schlußsatz für diesen Artikel bildet der Ausspruch : „Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach!“ Das bedeutet nicht weniger, als sich mit dem Einfachen, Erreichbaren zufrieden zu geben, als dem Wertvollen, aber Unerreichbaren nachzueifern.