Buchrezension – Warum die Vögel singen – Jacques Delamain, geboren 1874 in Jarnac, im Südwesten Frankreichs, war Ornithologe, Vogelschützer und Verleger. Bereits in jungen Jahren begeisterte er sich für die Welt unserer gefiederten Freunde. Auf Anraten seines Schwagers publizierte er 1928 das Buch “Pourquoi les oiseaux chantent.”
Karl Wolfskehl übersetzte das Buch aus dem Französischen.Erschienen im Lenos Verlag liegt das Buch nun mit 30 Illustrationen nach den handkolorierten Kupferstichen von Balthasar Friedrich Leizel vor.
Die Begeisterung für die Vögel und die Natur begleitet den Leser durch das gesamte Buch. Dem wachsamen Auge Delamains entgeht nichts. Vom Ausschlüpfen der Mücke über die geflügelte Ameise und dem kleinen Würmchen auf dem getrockneten Boden. Auch das Rot der herbstlichen Hagebutte oder das Elfenbeinweiss der Schlehenblüten im Frühjahr entgeht dem Beobachter nicht.
In einem Stil, der an den Realismus der Epik mit einer kunstvollen poetischen Sprache erinnert führt Delamain durch die Flora und Fauna. Heute schildern wir Erlebnisse in einer nüchternen, fast wissenschaftlichen Form, wenn es darum geht wie der junge Vogel den Gesang erlernt.
Delamain beschreibt das so: “singt das junge Männchen zum erstenmal, dann muss es sich erst an die väterliche Stimme rückerinnern, der es im letzten Sommer, noch tief im Nest geduckt, gelauscht hat.”
Der Zugvogel mit seinen Schwingen, denen nicht Berge, nicht Mauern ein Hindernis bedeuten, oder der Zilpzalp, die kleine Grasmücke mit grünbraunem Gefieder begrüßt er in Frankreich bereits an einem sonnigen Februartag, während der kleine Vogel bei uns erst im März eintrifft.
Mir erscheinen beim Lesen des Buches „Warum die Vögel singen“ die Tiere mit der Leuchtkraft des Gefieders vor dem geistigen Auge und ich höre die Chöre der Vögel und die Kohlmeise mit den “drei abgezirkelten, schallenden und wie Hammerschlag auf hellklingenden Amboss tönenden Ruf.” Wenn der zunächst ruhig fließende Fluss zu einem reißenden Strom wird, ist man bei der Flora und Fauna die davon betroffen ist.
Besonders begeistert ist Delamain offensichtlich vom Leben der Wiesenweihe – dem zärtlichen Räuber. Und er nimmt uns mit in die Geschichte einer Weihenfamilie.
In seinen faszinierenden Schilderungen führt er den Leser durch die Jahreszeiten. Eindrucksvoll schildert er die Freuden und Leiden, die die jeweiligen Zeitabschnitte für die Vögel und deren Lebensräume mit sich bringen.
Ein Buch das man wegen seiner fast zärtlichen Schreibweise nicht mehr aus der Hand legt, bis das letzte Kapitel gelesen ist. Beim Schreiben der Buchrezension kommen mir immer wieder neue Abschnitte aus dem Buch in den Sinn.