Reise ohne Rückkehr – das hört sich dramatisch an und das ist es auch. BirdLife veröffentlichte vor zwei Jahren (2018) Zahlen zur Vogeljagd in den Anrainerstaaten des Mittelmeeres.
36 Millionen Zugvögel kommen jährlich auf der Reise in die Winterquartiere auf dem afrikanischen Kontinent ums Leben. Die Vogeljagd ist illegal und äußerst brutal. Bei der Leimrutenjagd bleiben die angelockten Vögel an den Ruten kleben und verenden jämmerlich, wenn sie nicht frühzeitig durch Vogelschützer gerettet werden.
Wie gleichgültig mit dem Thema umgegangen wird, um nicht zu sagen gewissenlos, zeigt die Aussage von Juliane Kokott, Generalanwältin am Europäischen Gerichtshof, die die Jagd, mit Leimruten für zulässig erklärt. Die Begründung: es handle sich um eine Tradition, deren Erhalt „erhebliches kulturelles Gewicht“ zukomme.
Man muß aber nicht nur mit dem Finger auf die Anrainerstaaten des Mittelmeeres zeigen ohne die Europäische Union im Gesamten zu sehen.
Völlig legal findet in der EU ein Massentöten auf 82 Vogelarten statt. In Zahlen bedeutet das 53 Millionen Vögel, darunter sogar stark bedrohte Arten, deren Schutz in der Vogelschutzrichtlinie festgeschrieben ist.
Zu diesen bedrohten Arten gehören der Star, der auf der Roten Liste in Deutschland als gefährdet eingestuft ist. Dennoch liegt die Zahl der getöteten Stare bei 650.000. Die Bekassine, vom Aussterben massiv bedroht, erleidet 205.000 Verluste ihrer Art. Bei der Feldlerche, ebenfalls stark gefährdet, liegt die Zahl gar bei 1,7 Millionen Vögeln.
Alle werden durch legale Jagd getötet, trotz der vielen Bemühungen um den Schutz der Tiere und im Widerspruch zur Vogelschutzrichtlinie.
Die Jagd an sich ist gedacht überschüssige Vorkommen zu reduzieren und Nachhaltigkeit herzustellen. Das Vorgehen bei der Vogeljagd entspricht ganz und gar nicht dem selbst gesteckten Ziel der Jagd.
So werden 107.000 Kiebitze getötet, obwohl der Vogel zu den gefährdeten und bedrohten Arten gehört. 1,6 Millionen Wachteln und 980.000 Waldschnepfen gehören dazu. Die Turteltaube, erst vor kurzer Zeit durch die internationale Naturschutzunion als weltweit vom Aussterben bedroht deklariert, wird mit 1,5 Millionen getöteter Tiere registriert.
Reise ohne Rückkehr – wofür die Tötungen?
Warum werden überhaupt Vögel durch die Jagd getötet? Bereits die Römer hielten gerne besonders schöne und farbige Vögel in Gefangenschaft um sie als Zierde in Käfigen zu halten. Im Bergbau wurden Vögel zum Nachweis von Grubengas eingesetzt. Käfighaltung von Singvögeln gibt es leider auch heute noch und in vielen südlichen Ländern gelten Vögel noch immer als Delikatesse in der Küche. Vögel werden als Lockvögel gefangen, um mit ihrer Hilfe andere Vögel zu fangen und zu töten.
Der NABU berichtet alleine in Deutschland von 53.000 bis 146.000 illegal getötet Vögel jährlich. Besonders dramatisch ist dabei die Zahl der getöteten Greifvögel und Eulen. mit jährlich etwa 12000 getöteten Tieren.
Jeder 17. europäische Zugvogel, der in Afrika sein Winterquartier sucht, wird in ägyptischen Fangnetzen getötet. Entlang der Mittelmeerküste werden über eine Strecke von 700 Kilometern Fangnetze aufgebaut werden.
So endet für viele Vögel die Reise in die Winterquartiere, weil einige Menschen meinen nicht ohne diese Arten auf dem Speiseplan leben zu können oder ihre Zimmer mit ausgestopften Vögeln ausstatten zu müssen.
Es wird Zeit auf Gesamteuropäischer Ebene für ein Verbot der Vogeljagd einzutreten.