Kulturlandschaft und Naturlandschaft – 98 Prozent der Landschaften in Deutschland sind Kulturlandschaft. Dabei handelt es sich um Gebiete, die durch den Menschen geschaffen wurden und von ihm erhalten werden.
Eine Wildnis, wie einen Urwald gibt es daher in Deutschland eigentlich nicht. Die Bäume sind kaum älter als 200 Jahre, was für einen Baum ein verhältnismäßig niedriges Alter ist. Ein Urwald beherbergt Bäume von mindestens 300 Jahren.
Wie bei so vielen Dingen, meint der Mensch auch in den Kulturlandschaften regulierend eingreifen zu müssen. Man glaubt, dass das ökologische Gleichgewicht durch fehlende Beutegreifer gestört ist und deshalb die Bejagung unabdingbar sei.
Nachgewiesen ist das allerdings nicht und bei mir kommt der Verdacht auf, dass es lediglich eine Legitimation für die Jagd ist. Es gibt Untersuchungen die aufzeigen, dass sich das Verhältnis von Prädatoren und Beutetieren durch die Natur regelt, ohne den Eingriff des Menschen.
Gut zu sehen am Yellowstone Nationalpark, wo sich nach der Wiederansiedlung des Wolfes nicht nur die Bestände der Wapitis und des Bisons geregelt haben, sondern auch der Wald und die Vegetation sich erholt haben. Weil die Beutetiere gelernt haben sich auf den Wolf einzustellen, ist ihr Fluchtinstinkt gewachsen. Sie bleiben nicht mehr ständig an einer Fläche um alles abzugrasen, sondern ziehen ständig weiter. Die Vegetation erholt sich schneller. Sie wittern den Beutegreifer (Prädator) schon früher, wodurch auch die Jagd des Wolfes nicht mehr von ständigen Erfolgen gesegnet ist.
Kulturlandschaft mit viel Wild
In unserer Kulturlandschaft, mit einer Unmenge an Wild, findet der Wolf die idealen Lebensverhältnisse. Er ist nicht auf Nutztiere angewiesen. Diese nehmen auch lediglich 7 Prozent in seiner Nahrungskette ein. Es ist nicht einmal erwiesen, ob die registrierten Risse von Nutztieren wirklich alle von Wölfen stammen. Wenn Hunde für Risse verantwortlich sind, ist das nur schwer nachzuweisen, da die DNA von Hund und Wolf sehr ähnlich ist.
Leider fragt man aber nicht, wie es dem Wolf gelingt Nutztiere zu reißen. Man erklärt ihn einfach zum „Problemwolf“ und gibt ihn zum Abschuß frei. Ob eventuell die Herdenschutzmaßnahmen nicht ausreichend waren, spielt kaum noch eine Rolle. Die „Feinde“ des Rückkehrers Wolf nutzen jede Gelegenheit seinen Ruf zu schädigen.
Nachweislich sorgt aber ein korrekter Herdenschutz dafür, dass die Risse bei Nutztieren nahezu auf Null gehen. Wie am Beispiel des Schäfers in NRW mit 600 Schafen zu sehen ist . Seit er Herdenschutzhunde hat, wurde kein Wolf mehr in der Nähe seiner Schafe gesichtet. Der Schäfer ist sich aber sicher, dass der Wolf noch da ist.
Der letzte Riss der Wölfin GW954f ist von Anfang Dezember 2018 gemeldet. Man vermutete bereits, dass der Wolf gänzlich verschwunden sei. Aber er wurde erst in den letzten Tagen wieder gesehen. Für den Wolf stellen die Herdenschutzhunde eine große Gefahr dar, sich zu verletzen. Das kann er sich nicht leisten und greift lieber auf das große Angebot Wild im Wald zurück.
Wenn die Regierungen den Forderungen der EU nachkommen und den Nutztierhaltern die Aufwendungen für den Herdenschutz zu 100 Prozent erstatten, bereits bevor es zu Rissen kommt, wird das Zusammenleben mit dem Wolf in normalen Bahnen verlaufen.
Es gibt den „Problemwolf“ nicht, das Problem ist in der Regel der Mensch. Wenn Menschen Wölfe aus dem Auto heraus Futter zuwerfen, ist das eine Aktion, die unter Strafe gestellt werden muß. Auch die Aufnahme von Wolfswelpen sollte strafbar sein. Auch wenn die Welpen „niedlich“ sind, sie werden größer und sie bleiben Wildtiere.
Es sind also die Menschen die aus dem Wolf ein Problem machen. Kommt ein Wolf einer Wohngegend zu nahe ( weil dort ja so viel Müll zu finden ist – er ist ja auch Aasfresser) , genügt es meist ihn mit Gummigeschossen zu vertreiben. So kann er oft schon leicht vergrault werden. Ein Gummigeschoss tut weh und wer läßt sich schon gerne weh tun? Das „Hören“ durch Schmerz funktioniert ja auch beim Hund und nur weil er eventuell nicht gleich beim ersten Versuch reagiert, wird wohl kaum jemand seinen Hund töten.
Die „Lex Wolf“, wie sie jetzt die Umweltministerin Schulze ins Gespräch brachte, oder einführen möchte, soll den Abschuß des Wolfes noch erleichtern und ist wohl ein Zugeständnis an die Lobbyistin Julia Klöckner, die schon lange die Tötung der Tiere fordert. Beide verstoßen damit eindeutig gegen europäisches Recht und schüren damit lediglich weitere Ängste in der Bevölkerung. In unserer Kulturlandschaft gibt es genügend Freiraum für den Wolf und den Menschen.
Es gibt genug Wild in unseren Wäldern. Selbst die Jäger können weiterhin Rehe schießen. Jäger schießen übrigens zehn Mal so viele wie der Wolf reisst, ohne das der Reh- oder Rotwildbestand gefährdet wird.
Wenn der Wolf einmal seine Territorien in Deutschland besetzt hat, noch ist es lange nicht so weit, reguliert sich der Bestand an Wölfen selbst. Dafür sorgen die Tiere selbst. Beim Wolf bestimmt das „Herrscherpaar“ – Leitwolf und Partner – die Anzahl der Jungen. Nur dieses Paar darf sich im Rudel vermehren. Die anderen Wölfe und Fähen dienen lediglich der Versorgung und Erziehung der Jungen.
Wildschweine und Hunde, selbst Rinder auf der Weide oder Schafsböcke und Pferde stellen eine größere Gefahr für das Menschenleben dar, als der Wolf. Jährlich kommt es zu tragischen Todesfällen bei den vorgenannten Tieren. Trotzdem macht kein Mensch Jagd auf sie.
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