Auf Wanderschaft

Warum ein Schwanenpaar mit seinen Jungen 10 Kilometer zu Fuß zurücklegt

Auf Wanderschaft – manchmal spielt sich in der Natur ein Schauspiel ab, das selbst passionierte Naturbeobachter zum Staunen bringt. So auch kürzlich zwischen dem Teich bei Rottleberode und dem Stausee Berga: Ein Schwanenpaar verlässt mit seinen noch nicht flüggen Jungvögeln das vertraute Brutrevier und macht sich – zu Fuß! – auf einen über zehn Kilometer langen Marsch durch Felder, über Wege und Straßen.

Doch warum machen Schwäne so etwas?

Auf Wanderschaft

Auf WanderschaftEin ungewöhnlicher Zug – mit logischem Hintergrund

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Fehlverhalten oder gar eine Verzweiflungstat. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Es gibt gute Gründe, warum Schwäne ihre Küken kilometerweit durch die Landschaft führen, wenn diese noch gar nicht fliegen können.

Die Mitteldeutsche Zeitung berichtete ebenfalls über die Wanderung der Rottleberöder Schwäne – sogar mit Polizeibegleitung.

1. Wasserqualität und Nahrungsmangel

Nicht jeder Teich ist ein sicherer Ort für das Heranwachsen junger Schwäne. Manchmal verändert sich die Qualität eines Gewässers dramatisch:

  • Es wächst zu oder verschlammt,
  • das Wasser wird durch menschliche Einflüsse belastet,
  • oder es gibt schlicht nicht mehr genug Nahrung.

Wenn die Altvögel feststellen, dass die Bedingungen nicht ausreichen, um die Jungen gesund großzuziehen, treffen sie eine mutige Entscheidung: sie gehen auf Wanderschaft und wechseln den Standort.

2. Störung und Bedrohung

Auch wiederholte Störungen durch Menschen, Hunde, Bauarbeiten oder andere Tiere können den Bruterfolg gefährden. Ebenso Revierkämpfe mit anderen Schwänen. Wenn der Brutplatz zur Bedrohung wird, handeln die Tiere instinktiv – und suchen das Weite. Selbst auf die Gefahr hin, dass der neue Ort nur über Land erreichbar ist.

Ein instinktives Ziel: Der bessere Ort

In vielen Fällen haben die Elterntiere den neuen Ort bereits aus früheren Jahren im Gedächtnis. Sie wissen, dass dort bessere Bedingungen herrschen: sauberes Wasser, ruhige Buchten, weniger Störungen. Die Entscheidung, mit dem Nachwuchs dorthin zu ziehen, ist ein Akt der Fürsorge – auch wenn der Weg beschwerlich ist.

Solche „Schwanenmärsche“ sind zwar selten, aber dokumentiert. In Naturschutzkreisen gibt es Berichte über Familien, die mehrere Kilometer zu Fuß wanderten, um einen besseren Lebensraum zu erreichen. Manche wurden sogar unterwegs von Anwohnern oder Tierschützern begleitet – oder gerettet, wenn sie Straßen überqueren mussten.

Risiko mit Herz

Natürlich ist der Weg nicht ungefährlich:

  • Die Jungen sind leicht angreifbar durch Füchse oder Greifvögel.
  • Sie ermüden schnell.
  • Straßenverkehr stellt ein hohes Risiko dar.

Und doch zeigen solche Wanderungen etwas Wunderbares: den starken Familiensinn dieser Tiere, die Fürsorge und den Mut, den eigenen Nachwuchs in eine bessere Zukunft zu führen – Schritt für Schritt, Schnabel an Schnabel.

Fazit:
Auch wenn es auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt – solch eine Wanderung ist kein Irrtum, sondern Überlebensstrategie. Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie anpassungsfähig und fürsorglich Tiere handeln – und wie sehr sie auf ihre Umwelt angewiesen sind.

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