Staat und Bürger – etwas hat sich verändert im Verhältnis der Bürger zum Staat. Gegenüber den Nachkriegsjahren sind heute immer mehr Menschen mit dem Staat unzufrieden. In den letzten Jahren äußert sich das auch im Extremen. Da gibt es die sogenannten „Querdenker, die auf das Grundrecht im Grundgesetzt pochen und die Demokratie in Gefahr sehen. Sie reden davon nicht mehr alles sagen zu dürfen und sagen dennoch alles, ohne das die Executive das verhindert.
Impfgegner beschweren sich über eine Impfpflicht, die es nicht gibt und pochen darauf sich überall frei bewegen zu können, obwohl sie dabei schon gegen das Grundgesetz verstoßen. Die Unversehrtheit des Menschen ist nun einmal auch ein Grundrecht und wer durch unsolidarisches Handeln die Gesundheit eines anderen gefährdet, verstößt gegen geltendes Recht. Dennoch werden auch sie ja nicht vom Staat bestraft, sondern können auch weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben, wenn sie sich testen lassen. Selbst das ist aber für einige noch zu viel an Forderung.
Andere wiederum sprechen der Bundesrepublik die Existenz grundsätzlich ab. Sie nennen sich Reichsbürger und dürfen trotzdem noch in der Bundesrepublik leben, obwohl es in ihren Augen diese nicht gibt.
Woran liegt diese wachsende Unzufriedenheit zwischen Staat und Bürger? In den Nachkriegsjahren hatten alle noch gemeinsam Ziele. Man packte an, um gemeinsam ein neues Leben aufzubauen. Man hatte Ziele. Gemeinsam mit dem Staat, der die Rahmenbedingungen schaffte, wurde in kurzer Zeit viel erreicht. Man arbeitete in Solidarität mit den Menschen, half sich gegenseitig und den Menschen, denen es nicht so gut ging, packte der Staat mit sozialen Mitteln unter die Arme. Es war ein Geben und Nehmen.
Das ging so lange gut, bis der Bürger satt war. Selbst in der DDR gab es einen gewissen Wohlstand, auch wenn man mit Konsumgütern nicht so reichlich bestückt war wie der Westen. Dennoch konnte man gut leben, der Staat kümmerte sich und nach der Vereinigung wurde der Rückstand schnell aufgeholt. Das Manko war, dass der Staat plötzlich auch etwas forderte und nicht nur gab, wie man es gewohnt war.
Seit einigen Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Staat und Bürger verändert. Der Bürger gibt nichts mehr, sondern hat sich auf das Fordern beschränkt. Er fühlt sich wie der König Kunde, der vom Geschäftsinhaber (Staat) bevorzugt behandelt werden möchte. Kommt nun der Geschäftsinhaber und stellt gewisse Bedingungen um in seinem Laden betreut zu werden, fühlt der Kunde (Bürger) sich vor den Kopf gestoßen.
Warum soll ich plötzlich einen Solidaritätszuschlag für einen andern Kunden bezahlen? Warum soll ich plötzlich eine Schutzmaske tragen wenn ich etwas haben will? Was schert mich das Wetter, wenn andere nass werden? Warum soll ich mehr für das Benzin bezahlen, weil es in Südeuropa brennt?
Solidarität ist ein Fremdwort geworden. Es wird Zeit, dass der Bürger, der Wähler daran denkt, dass eine solidarische Gemeinschaft nicht nur aus Nehmen besteht, sondern auch aus Geben. Der Klimawandel könnte eine Chance sein, um das Zusammenleben zu verbessern. Nur wenn Staat und Bürger gemeinsam darauf hin arbeiten die gesteckten Ziele, nämlich die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist ein Leben in einer gesunden Gesellschaft in der Zukunft möglich. Da lohnt es sich doch, sich mit dem Staat solidarisch zu stellen.
Sicher werden nicht alle die Blendern und dubiosen Organisation ins Machwerk gefolgt sind zu retten sein. Der Abwärtstrend der AfD ist aber zunächst einmal ein positives Zeichen, dass sich das Verhältnis zwischen Staat und Bürger wieder verbessert.