Natur – als die Natur noch ganz sie selbst sein durfte, da weidete das Rot- und Schwarzwild noch bei Tageslicht auf den Lichtungen und am Waldsaum. Im dichten Wald war es ihnen viel zu gefährlich, weil sie dort keine Möglichkeiten zur Flucht vor den Raubtieren hatten. Auf den freien Fluren konnten sie ihre Gegner früh genug erkennen und fliehen.
Die Pflanzenfresser sorgten dafür, dass der Baumbestand nicht überhandnahm und die Lichtungen auch im Wald erhalten blieben. Sie fraßen die jungen Triebe und sorgten so auch dafür, dass der Wald am Boden genug Licht bekam. Wölfe, Bären und andere Raubtiere sorgten wiederum dafür, dass der Bestand der Pflanzenfresser nicht zu groß wurde.
So konnten sich die Tiere in Feld und Flur in den Frühlingstagen an das Farbenspiel der erwachenden Flora ergötzen und die Pflanzen fressenden Tiere sorgten mit ihren Körpern und den Ausscheidungen dafür, dass der Samen wieder für nachwachsende Pflanzen verteilt wurde.
Die Natur regelte die Geschicke der Flora und Fauna in völligem Gleichgewicht. Selbst die wenigen Menschen, die auf einzelnen Gehöften oder in kleinen Ortschaften lebten, störten dieses Gleichgewicht nicht. Bis ihre Zahl immer stärker anwuchs. Vom Jäger hatten sie sich in sesshafte Geschöpfe gewandelt. Sie legten Felder an und jagten bereits auf Vorrat. Selbst Kriege, ohne die der Mensch offensichtlich nicht existieren kann, reduzierten ihre Anzahl nicht genug. Es wurden immer mehr und sie schöpften die Ressourcen der Natur aus, bis diese ihr Gleichgewicht nicht mehr halten konnte.
Der Mensch schuf riesige Gruben, um die Kohle zu fördern, schlug die Bäume des Waldes, um neue Felder anzulegen und zerstörte durch die Austrocknung die Moore und durch die Verunreinigung der Atmosphäre das Klima. Die Natur konnte mit der Photosynthese nicht mehr mithalten.
Die Raubtiere wurden ausgerottet, weil der Mensch um seine Nutztiere fürchtete und das Rot- und Schwarzwild nahm Besitz vom Wald, vermehrte sich ungehindert und fraß die jungen Triebe in viel zu großer Zahl. Als der Mensch das bemerkte begann er das Wild zu jagen, woraufhin dieses sich am Tage in den Wald zurückzog, um sich zu verstecken. Fortan war das Wild nur noch in den Dämmerungen des Tages am Waldrand und auf den Feldern zu sehen.
Der Mensch, eigentlich als kluges Geschöpf bekannt, scheint aber nicht klug genug zu sein, um sein Handeln zu korrigieren. Seine Gier nach immer mehr, sein Streben nach immer Neuem ist nicht zu stoppen. Das Klima verändert sich rasant, Naturkatastrophen vernichten Existenzen, ganze Wälder und Ökosysteme. Nur langsam, viel zu langsam erkennen Menschen, dass sie die Moore wieder bewässern, die Natur schützen und Arten erhalten bleiben müssen. War der Mensch einmal im Einklang mit der Natur, ist er jetzt die Bestie, gegen die die Natur sich nicht mehr wehren kann. Erst wenn er selbst sein Überleben unmöglich gemacht hat, wird die Natur sich langsam wieder erholen.
Bilder KI generiert