Nachhaltigkeit – als der Erfinder der „Nachhaltigkeit“ gilt der Oberbergbaumeister Hans Carl Carlowitz aus Freiberg. Er lebte von 1645 bis 1714 und studierte zunächst 2 Semester Jura, bevor er sich für fünf Jahre auf eine Bildungsreise durch England, Frankreich und Italien begab. In Frankreich wurde er 1666 Zeuge der Forstreform von Ludwig dem XIV und erlebte den großen Brand in London 1666. Er lernte die erste Abhandlung über Waldbäume und die Zucht von Holz der britischen Royal Society kennen.
Als Oberbergbaumeister in Sachsen war er auch für die Holzversorgung der sächsischen Hütten und Bergwerke zuständig. In dieser Eigenschaft verfasste er 1713 das erste Buch über die Forstwirtschaft, in dem er den Gedanken der Nachhaltigkeit deutlich formuliert.
aus dem Lexikon der Nachhaltigkeit :
„Man soll keine alte Kleider wegwerffen / bis man neue hat / also soll man den Vorrath an ausgewachsenen Holtz nicht eher abtreiben / bis man siehet / daß dagegen gnugsamer Wiederwachs vorhanden“. Er mahnt, dass man „mit dem Holz pfleglich umgehe, und alle unnütze Verschwendung und Verderbung desselben, so viel wie möglich verhüte“
Carlowitz, Reprint von 1713, S. 88
Darauf folgt der Absatz, der als die Geburtsstunde des Nachhaltigkeitsbegriffs gilt:
„Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“
Carlowitz, Reprint von 1713, S. 150
Nachhaltigkeit – in Deutschland
Im 11. und 12. Jahrhundert kam es zu massiven Rodungen von Wäldern um Flächen für die Ackerlandnutzung zu schaffen. Am Ende des Mittelalters ( 6. – 15. Jahrhundert ) drohte Holzknappheit. Zum Erhalt der Artenvielfalt begann man als Ersatz schnell wachsende Fichtenmonokulturen zu schaffen. Der Beginn der intensiven Forstwirtschaft.
Der intakte Lebensraum natürlicher Naturwälder wurde zerstört. Orchideen, die Trockenhänge und lichte Buchenwälder lieben, wurden zur Seltenheit und stehen mittlerweile unter Schutz. 2007 beschließt der Bundestag eine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt„, mit dem Ziel den Rückgang biologischer Arten bis 2020 zu stoppen. Der Anteil von Naturwäldern soll von 1% auf 5% des deutschen Waldbestandes gesteigert werden. Zur Erreichung des Ziels sollen 10% öffentlichen Waldes von der forstwirtschaftlichen Nutzung ausgenommen werden.
Heute, im Jahr 2021, hat man gerade einmal knapp 2% erreicht. Ein deutliches Zeichen wie stark die Lobby der Forstwirtschaft in den Parteien geworden ist.
In Zeiten der Holzknappheit exportiert die Deutsche Forstwirtschaft Holz in die USA und China, weil dort für den Rohstoff Holz hohe Preise gezahlt werden. Heimische Betriebe müssen dagegen Holz aus dem Ausland zu stark verteuerten Preisen importieren, weil „unser Holz“ ja profitabel exportiert wird. Für den Deutschen Dachdecker und für die Ökobilanz eine Katastrophe.
2015 betrug der Holzverbrauch in Deutschland 150,4 Millionen m³. Davon wurden 71,8 Millionen m³ energetisch genutzt, das bedeutet, dass sie verbrannt wurden. In der Papierbilanz emittiert ein Kraftwerk durch die Holzverbrennung null Gramm Kohlendioxid, weil woanders ein Bäumchen gepflanzt wird. Real ist das einfach falsch, weil ein Kraftwerk pro Einheit erzeugtem Strom ,abhängig vom Wassergehalt des Holzes, sogar mehr CO2 emittiert als eines, das Kohle nutzt.
Der Mensch hat den Planeten Erde sehr stark verändert. Von einem natürlichen Ökosystem kann nicht mehr die Rede sein. Wir befinden uns im Zeitalter des „Anthropozän“ , im Zeitalter der Menschen.