Ditzum
Ditzum

Ditzum

Ditzum am Dollart liegt zwar wie die Ostfriesen sagen „an dat Endje van`d Welt“, hat aber doch einiges zu bieten.

Der beschauliche kleine Ort mit seinen knapp 700 Einwohnern und dem schönen Fischereihafen hat ein Buddelschiffmuseum in einem Lebensmittelmarkt, mit den angeblich meisten Buddelschiffen Deutschlands. Ein Ziegeleimuseum und eine alte Werft, wo noch die guten alten Holzschiffe restauriert werden. Vom Hafen aus geht eine kleine Fähre nach Petkum, wodurch eine Anbindung an Emden besteht.

Ditzum
Fischereihafen Ditzum

Die Ditzumer Mühle stammt aus dem Jahr 1756. Zum Emssperrwerk ist es etwa eine halbe Stunde Fussweg über den Deich. Wenn man einen größeren Einkauf machen möchte, muß man sich auf den Weg nach Jemgum oder Bunde machen.

Der ostfriesische Bauer sagt: “ wenn ich eine Kuh wäre, würde ich bei Jemgum grasen.“ Entsprechend saftig sind auch wirklich die Weiden auf denen neben den Kühen auch Pferde weiden. Gleich neben unserer Liegewiese am Haus grasen täglich fünf der 40 Oldenburger Pferde, die der Landwirt und Pferdezüchter Göko Troff hier in Oldendorp züchtet. Außerdem befinden sich auf seinem Hof noch 160 Kühe und 80 Kälbchen.

Hof Homfeld

Homfeld

Wir wohnen im Hof Homfeld, einem Haus mit Geschichte. Ehemals ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, mit einem 2500 qm großen Garten. Die Zeichen aus der Geschichte des Gulfhofes sind noch heute zu großen Teilen erkennen. Die Vermieter sind einmalig nette Leute, die immer für Fragen und Ratschläge offen sind.

Die Wohnungen im oberen Teil des Hauses sind allerdings nichts für gehbehinderte Menschen, da eine steile Treppe hinaufführt. Diese Leute sind aber im unteren Bereich bestens aufgehoben.

Bei einem – Gulfhof – handelt es sich um eine Bauernhofform aus dem 16./17. Jahrhundert. Ein Gulfhaus besteht aus dem Vorderhaus mit dem Wohntrakt und dem Scheunentrakt. Der „Gulf“ ist das Zentrum mit Lagerflächen für das Erntegut und Geräte. Mensch und Vieh lebten quasi unter einem Dach.

Leben in Ditzum

Am Tag unserer Ankunft speisen wir in der Schifferbörse. Gleich am Hafen gibt es drei kleine Restaurants in einer Reihe. Der fliegende Holländer, das alte Fährhaus und eben die Schifferbörse. Der kleine Ort hat noch zwei weitere Restaurants und ein Cafe, sowie einen Bäcker zu bieten, der auch eine Terrasse für die Einnahme von Kaffee und Kuchen parat hält.

Ditzum
3 x Gatronomie m Hafen

Am Abend relaxen wir im Garten, während um uns herum die Vögel Zwitschern. Amsel, Sperling und Bachstelze haben deutlich die Oberhand. Schließlich gesellt sich noch ein Grauschnäpper hinzu.

Der Grauschnäpper verbringt nich viel Zeit in deutschen Landen. Erst im Mai wieder angekommen, fliegen die ersten dieser Vögel bereits Ende Juli wieder nach Zentral- und Südafrika.

Ditzum – der 2. Tag – Emssperrwerk

Ems Sperrwerk
Emssperrwerk im Licht der untergehenden Sonne

Nach dem Frühstück laufen wir zum Emssperrwerk. Auf den Flächen vor dem Deich herrscht viel Leben. Insekten und Blühflächen sind zu sehen, grasende Schafe und Rinder. So ist es kein Wunder das auch viele Vögel zu sehen sind. Schwalben, Möwen und viele Stare fliegen umher. Auf zwei Zaunpfählen sitzen Rotschenkel. Im Brackwasser hinter dem Sperrwerk kann ich Säbelschnäbler erkennen und ein paar Limikolen mischen sich darunter.

Gegenüber befindet sich das Petkumer Vorland. Dieses ist ein Wattgebiet, das zu den bevorzugten Habitaten des Säbelschnäblers gehört. Der Vogel mit dem langen, dünnen, nach oben gebogenen Schnabel, weiht ständig mit ihm durch das Flachwasser um Würmer und Krebse zu ergattern. Die großen Kolonien dieses Watvogels sehen wir nicht, aber einzelne Tiere sehen wir auch noch in anderen Gebieten des Dollart.

Auf dem Rückweg erhebt sich ein Wiesenpieper vom Zaunpfahl und steigt im Singflug in die Höhe. Schließlich „steht“ er kurz singend einen Moment in der Luft und schwebt wieder hinunter, allerdings auf einen anderen Ansitzpunkt.

Wiesenpieper findet man überwiegend in Norddeutschland. Ihre Brutgebiete sind Ostgrönland, Island und die Eismeerküste. Der Vogel ist kleiner als ein Sperling und ein eher unscheinbarer Geselle.

Ditzum – Der 3. Tag – Kiekkaaste

Den heutigen Vormittag nutzen wir um zur Kiekkaaste zu fahren. Brigitte und Hans, unsere Reisebegleiter setzen wir in Bunde ab. Der Turm befindet sich unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze auf dem Gebiet der Niederlande. Die Kiekkaaste ist ein mitten im Schilf gelegener Aussichtsturm, der über den Marcelluspfad zu erreichen ist.

Kiekkaaste

Der Marcelluspfad ist ein Holzsteg der eine gute Strecke durch den Schilfgürtel führt. Wenn man hier einen Moment abgelenkt ist und sich einen Fehltritt leistet, landet man etwa 50 Zentimeter tief seitlich im Schilf. Den Beweis,dass das geschehen kann, liefert meine Ruth. Zum Glück hat sie sich nicht sehr weh getan. Wir können also weiter zum Turm gehen. Rechts und links schließen sich die Salzwiesen an das Schilfgebiet an.

Die Ebbe hat ihren Zenit erreicht. 78 Prozent der Dollartfläche ist jetzt als Schlickwatt freigelegt. Das Watt liegt offen vor uns und wir sehen Säbelschnäbler, Lachmöwen ein paar Limikolen, Enten, Gänse und Austernfischer. Im Schlick finden die Tiere unzählige kleine Organismen.

Die Westerwolder Aa fließt hier aus dem Süden kommend in die Bucht des Dollart. Die Aa ist ein kleinerer Fluß, der neben der Ems der Bucht Süßwasser und Sedimente zukommen läßt. Diese lagern sich hinter dem Sperrwerk im Schlick ab. Vom Osten schließt sich der Boezemkanal an die Mündung der Aa an.

Deichknick bei Pogum

Auf der Hinfahrt fahren wir durch die Hammriche des Rheiderlanders und die Kleipütten im Heinitzpolder. Auch diese Gebiete eignen sich für die Vogelbeobachtung. Um alle Gebiete zu erkunden, reicht natürlich die eine Woche die wir in Ditzum verbringen nicht. Insofern müssen wir uns auf bestimmte Ziele festlegen. Eines davon ist der Deichknick bei Pogum. Da der Deichknick sich auf der Strecke der Rückfahrt befindet halten wir in Pogum unterhalb des Deiches an und ich gehe über den Deich, um zu sehen was sich mit bietet.

Zunächst sind da die Lachmöwen und Gänse und bei genauerem Hinsehen erkenne ich nun auch die Säbelschnäbler und ein paar Limikolen. Rotschenkel sind auch wieder dabei und Nonnengänse, Brandgänse und Löffelenten sehe ich.

Ditzum – der 4. Tag- Pogumer Deichknick

Auch heute meint es die Sonne sehr gut mit uns. Eigentlich schon fast zu gut, denn es wird jeden Tag um etwa zwei Grad wärmer . Dadurch sind wir heute bereits bei 29 Grad Celsius angelangt.

Wir laufen noch einmal zum Pogumer Deichknick. In den schönen, mit vielen blühenden Blumen ausgestatteten Gärten unterhalb des Deichs, haben die Bewohner Ruheplätze für die Urlauber eingerichtet. Eine Ferienwohnung hat hier fast jedes Haus. Die Wiesen und die Hecken und Bäume lieben ganz offensichtlich die Stare, die den ganzen Tag in kleinen und großen Gruppen über uns hinwegfliegen. Offenbar geht es den Vögeln hier noch richtig gut. Kein Kirschbaum ist vor ihnen sicher.

In Pogum sehen wir uns auch die kleine Kirche an, deren einmanualige seitenspielige Berner Orgel in der Region eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Zu den Orgelkonzerten kommen Orgelfans von weither angereist. Durch Corona findet zur Zeit leider keine Vorführung statt. Sehenswert sind aber auch die Pilaster und Rundbogenfenster

Pogum

Beim Blick vom Deich auf den Schlick suche ich heute die Säbelschnäbler vergeblich. Grau- und Brandgänse sind noch vertreten. Allen anderen ist es wohl selbst in der Nähe vom Wasser zu heiß geworden. Die Brandgänse bewohnen die Meeresküsten und Binnengewässer in Küstennähe. Nach erfolgter Brut und Aufzucht suchen die Altvögel das Wattenmeer auf um zu mausern.

Wir ruhen uns noch ein wenig in der kleinen Parkanlage am Pogumer Deich aus und machen uns dann wieder auf den Weg nach Ditzum.

Nicht nur die Gärten in Pogum werden von Rosen der verschiedensten Sorten geschmückt. Auch die Häuser sind sehr schön anzusehen und viele Hauswände zieren Rosensträucher.

Weil früher die Strasse entlang der Ems hier in Pogum endete, trägt das Dorf auch heute noch den Beinamen „Endje van de Welt“. Auf dem Sieltief in Pogum findet alljährlich ein Badewannenrennen statt.

Corvid 19 verändert das Reisen 2020

Im Hafen von Ditzum treffen wir Brigitte und Hans, unsere Mitreisenden. Eine größere Gruppe nebenan prostet sich mit Sekt zu, es wird offensichtlich etwas gefeiert. Auf dem Weg zur Schifferbörse treffen wir wieder auf die Gruppe, die aus drei Generationen besteht. Aus einem tragbaren Rekorder ertönt Musik. „Kennen Sie den Sänger noch?“ fragt uns einer der Männer aus der Gruppe. Wir hören gerade „wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.

Klar, wir kennen den Sänger noch. Es ist René Carol, der bereits seit 1978 tot ist. Das Lied ist aus dem Jahr 1943 im Original „die CapriFischer“ mit Rudi Schuricke, komponiert von Gerhard Winkler und Ralph Maria Siegel – und dieses Stück läuft gerade „weil meine Mutter heute 80 geworden ist,“- sagt der Mann stolz und nimmer seine Mutter in den Arm.

Wegen Corvid 19 – das Corona Virus – ist in diesem Jahr 2020 alles etwas anders. Es darf nicht in geschlossenen Räumen gefeiert werden und so hat die Familie beschlossen sich im Freien zu treffen und die alte Dame zu ehren. Überhaupt stellt Corona das Reisen in den verschiedenen Bundesländern vor Probleme, zumal gerade erst in den Tönnies Fleischfabriken über 1500 Fremdarbeiter positiv auf das Virus getestet wurden. Bleibt zu hoffen das sich jetzt endlich etwas an den katastrophalen Zuständen in der Massentierhaltung und Produktion der Fleischfabriken ändert.

Auch bevor wir in der Außengastronomie der Schifferbörse eintreten können, werden zunächst Tische und Stühle vom Personal desinfiziert und auch wir müssen erst unsere Hände desinfizieren, bevor wir Platz nehmen können.

Den Nachmittag verbringen wir im Garten unserer Gastgeber. Es ist einfach zu heiß um noch weiter zu laufen. Am späten Abend beschließen wir, uns den Sonnenuntergang am Dollart anzusehen.

Ditzum – Sonnenuntergang am Dollart

Wir gehen durch Ditzum und am Hafen vorbei zum Anleger für die Fähre nach Borkum. Zu normalen Zeiten fährt hier, allerdings nur Sonntags, der Katamaran „Nordlicht“ in 90 Minuten nach Borkum. Da die Fahrt um 08:30 Uhr losgeht und die Rückfahrt um 17:40 Uhr vom Bahnhof Borkum abgeht, hat man einen langen Tag auf der Insel.

Wir sind rechtzeitig zum beginnenden Sonnenuntergang vor Ort und ich zeige hier jetzt einmal ein paar der Bilder, weil man diesen Eindruck eigentlich nicht in Worte fassen kann.

durch die Ebbe leuchtet das Watt und die Ems glüht im Sonnenlicht

Über der Silouette von Emden versinkt die Sonne

Langsam senkt sich der glühende Feuerball über Emden. Im Wasser spielen die Wellen mit dem Licht der Sonne Ein überwältigender Anblick. Dieses Wunder der Natur ist immer wieder ein besonderes Schauspiel. Erstaunlich das nur wenige Menschen hier standen um sich diese fantastischen Szenen anzusehen.

Ditzum – der 5. Tag -Bohrinsel

Wieder knallt die Sonne unbarmherzig von einem wolkenlosen Himmel. Heute soll der Hitzerekord fallen. Bereits am gestrigen Tag wurde vor den UV Strahlen der Sonne gewarnt. Entsprechende Kleidung ist angesagt.

Vor dem Frühstück sehe ich aus dem Fenster wie ein großer Schwarm Stare in dem Kirschbaum landet der wohl etwa in 50 Metern vor dem Haus steht. Da werden wohl kaum noch Früchte übrig bleiben.

Heute soll unsere Fahrt zur Bohrinsel bei Dyksterhusen gehen. Tatsächlich hatte man einmal versucht an dieser Stelle nach Gas zu bohren. Der Versuch scheiterte allerdings und so ist heute nur noch die Grundmauer zu sehen.

Auch diese Region gehört wie die bisherigen Ziele zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Abgesehen von den Kleipütten und den Hammrichen im Landesinneren. Wegen der besonderen ökologischen Gegebenheiten der Ästuarmündung der Ems, wurde der Bereich mit in den Nationalpark integriert.

Als Ästuarmündung bezeichnet man Flutabhängige Flußmündungen mit einer trichterförmigen Mündungslagune. Diese bildet die Grenze von Brackwasser und Süßwasser. Durch die Flut erreicht Salzwasser Teile der Ems. Bei Ebbe fließt dann auch Süßwasser zurück in die Deltamündung.

Am Boden der Gewässer bildet sich so ein besonderes Ökosystem. Dieses System wird aktuell durch die ständige Ausbaggerung zur Tierferlegung der Ems, für die Schiffe der Meyer Werft, gefährdet. Sauerstoff wird Mangelware und die Auswirkungen auf den Fischfang lassen sich bereits bis zur Insel Borkum feststellen. Siehe Bericht vom Urlaub auf Borkum.

Der Tiefpunkt der Ebbe ist erreicht, als wir auf der Bohrinsel ankommen. Bei Flut kann der Weg ebenfalls benutzt werden, ist aber von deutlich mehr Wasser umgeben. Wir sehen wieder Säbelschnäbler im Watt und auf den Wiesen die Stare, die uns hier überall begleiten.

Der Austernfischer fühlt sich hier wohl, wie auch die Graugänse. Im Schilfgürtel schwingt die Rohrammer am Schilfhalm im Wind. Unmittelbar gegenüber, auf der anderen Emsseite, liegt im Emdener Außenhafen eines der großen Schiffe, die die Autos des VW Werkes transportieren.

Ditzum – Der 6. Tag – Ditzum

Unser letzter Tag am Dollart. Die Nacht war heiß und schwül. Das Schlafen wird schwieriger, weil es kaum noch abkühlt. Das hält uns aber nicht davon ab uns noch einmal in Ditzum umzusehen. Erste dunkle Wolken ziehen auf, aber sind auch nach einer Stunde wieder verschwunden.

Wir laufen gemütlich am Siel mit den schönen Brücken entlang. Vor einigen Jahren war auf der rechten Sielseite noch ein Acker. Heute stehen hier lauter hübsche Einfamilienhäuser.

Man findet überall in Ditzum Schilder die auf die Pedal und Paddelstation hinweisen. Leider ist diese Station verwaist und es sieht auch irgendwie desolat dort aus. Allerdings gibt es ein Schild mit einer Telefonnumer an die man sich bei Bedarf wohl wenden kann.

Vielleicht liegt der Zustand auch an den Folgen des Corona Virus. Auf dem Weg zurück bemerke ich einen Zilzalp der ziemlich zerzaust auf einem Ast sitzt und trällert. Die Mauser setzt ja zur Zeit einigen Vögeln zu.

Am Siel sitzt ein Angler der einen schönen Fang nach Begutachtung aber wieder ins Wasser wirft. Er angelt wohl mehr zur Beschäftigung.

Abschied vom Dollart

Auf einem Baum sitzt eine Taube die ich im Ruhrgebiet noch nicht bemerkt habe, es handelt sich um eine Türkentaube. Am Sperrwerk waren auch einige Hohltauben zu sehen. Die Türkentaube hat sich seit 1920 von Südostasien nach Mittel- Nord- und Westeuropa ausgebreitet. Sie bevorzugt dörfliche Gebiete mit gutem Baumbewuchs.

Die Zeit am Dollart neigt sich ihrem Ende zu. Wir haben viel gesehen, eine wunderbare Flora und Fauna, nette Menschen und für mich gab es auch noch fantastische Beobachtungen. Erstaunlich die Mengen an Staren in großen und kleinen Gruppen, die Vielzahl Bachstelzen und Sperlinge, die bei uns schon fast eine Seltenheit sind. Hier finden sie alle vorzügliche Nistmöglichkeiten und an Insekten scheint auch kein Mangel zu sein.

Fazit: hier am Dollart kann sich jeder Wohlfühlen.

3 Kommentare

  1. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Urlaubsbericht. Man wird richtig mitgenommen zu den einzelnen Erlebnissen. Macht richtig Spaß beim Lesen.Dadurch wird man neugierig doch mal selber hinzufahren. Sehr gut, sehr informativ, sehr reichhaltig ?.

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